Sauerkirschen, Veilchen & Oliven
Sattes Granatrot steht im Glas. Helle Ränder runden das funkelnde und sehr klare Gesamtbild ab. Was die Nasenflügel hochströmt ist ungewohnt, und auch wieder nicht. Es riecht nach Cassis, nach Veilchen, unitalienisch. Helles Laub, etwas trockenes Geäst und eine feine Würzigkeit steigt in die Nase. Im ersten Gedanken würde man eher auf etwas französischen im Glas tippen. Leichte grüne Aromen tummeln sich im Glas, eine angenehme Frische lässt den Kepos kühl, fast kristallin und äußerst fein in der Frucht wirken. Schwarze Johannisbeeren und Veilchen, etwas Blattwerk und eine Handvoll Oliven verleihen dem Wein eine relativ fruchtige, fast süßliche Spritzigkeit mit einem Kick von Himbeere in der Nase. Es ist ein ebenso ungewohnter wie ungewöhnlicher Duft, welcher absolutes Suchtpotential hat.
Lebendig, animierend, bezaubernd
Was für ein Kick! Klar, schlank, süffig, fruchtig, mineralisch und kühl trifft der Kepos auf die Zunge und versetzt ihr sofort einen saftigen Stich mit Sauerkirsche und Oliven. Eine großartige Säurespur bahnt sich ihren Weg, löst augenblicklich Speichelfluss auf der Zungenspitze aus und die Mineralik die der Kepos in sich trägt, bildet in Kombination mit der säuerlichen Frucht ein harmonisches Ganzes. Gerbstoffe so fein wie teuerster Kaschmir ahnt man mehr als man sie fühlt, so weich, so fein, so edel sind sie. Es schmeckt rot, ein wenig grün und am Ende auch noch braun. Es ist ein frisches, äußerst kühles Mundgefühl, der Wein fließt wie ein Strich über die Mitte der Zunge und am Gaumen hinterlässt er bestenfalls einen leichte Nebelschwade, die sich in feinster Erdigkeit und ebensolcher Frucht bemerkbar macht.
Der Kepos fährt mit 14 vol.% durch die Gegend und man spürt nicht ein einziges Prozent davon.
Er fühlt sich extrem leicht im Mund an, keine Schwere, keine überzogene Dichte und auch kein Körper der einen gegen die Wand presst. Es fühlt sich wie ein Federgewicht an, hat aber trotzdem Statur und Charakter, ist dank seiner feinen Fruchtsüsse und der ebenso animierenden Säure so agil und lebhaft, dass man ihn einfach wegmachen will. Der Wein ist klar wie ein Kristall, rundgeschliffen und hat weder Ecken noch Kanten. Das ist hochpoliertes Weinerlebnis, sozusagen. Und Süffigkeit und Trinkspass auf höchster Stufe. Der Kepos hat genau jene Würze um zu begeistern, ist am Gaumen der totale Gentleman, schwebt in seiner Aromatik förmlich an den Geschmacksnerven vorbei, ist elegant, nein, nobel. Nobel ist das Wort für diesen Wein. Wie ein plangeschliffener Bergkristall.
Tipp: 30 Minuten in der Karaffe reichen. Zu italienischer Küche oder einfach Flasche auf und sich alleine mit ihm vergnügen. Der Wein ist Suchstsoff pur.